Die Gemeinde von Deutsch-Rixdorf beauftragte 1877 den Architekten Bohl aus Teltow mit dem Bau einer neuen Kirche an einer der großen Ausfallstraßen in die Mark Brandenburg. Am 25.3.1879 wurde die Kirche an der damaligen Bergstraße und heutigen Karl-Marx-Straße eingeweiht. Mit ihrem basilikalen Stil steht unsere Kirche in der auslaufenden Tradition der Baumeister Schinkel, Stüler und Adler. Charakteristisch für jene Epoche sind die äußere Ziegelwand und die Holzverarbeitung im Inneren (Dach und Empore). Sie ist die älteste der Nordneuköllner Stadtkirchen.
Nach mehrmaligen Renovierungen und Neuanstrichen wurde die Kirche in den Jahren 1984-1986 mit Mitteln zahlreicher Spender, des Kirchenkreises sowie des Landeskonservators aufwendig restauriert. Sie steht seitdem unter Denkmalsschutz. Dennoch ist das Innere der Kirche nicht wirklich in den ursprünglichen Zustand versetzt worden. Die ehemaligen Kirchenbänke, der Fußboden, der Altar sowie die Kronleuchter aus früher Zeit sind modernen Varianten gewichen. Insbesondere die Bestuhlung aus den 1970iger Jahren erlaubt eine vielfältige Nutzung der Kirche, wie z.B. zahlreiche Konzertveranstaltungen, übergemeindliche Zusammenkünfte, Krippenausstellung zur Adventszeit, ein regelmäßiges Kirchencafé im Anschluss an den Gottesdienst im hinteren Bereich und vieles mehr.
Die Orgel wurde am 3. Advent 2012 nach kompletter Sanierung und Restauration feierlich wieder eingeweiht. Sie erklingt nun wieder als romantische Orgel, wie sie durch die Orgelbaufirmen Dinse 1879 und Sauer 1909 gedacht war.
Die Hütte Gottes bei den Menschen - das war die Magdalenenkirche gemäß der Inschrift auf dem schmiedeeisernen Gitter vor dem Kirchenportal von 1920 in der Vergangenheit und das will sie auch weiterhin sein.
Schon lange war die alte Dorfkirche im Herzen von Rixdorf für den sonntäglichen Gottesdienstbesuch zu klein geworden. Oft geschah es, dass Gläubige bis auf die Dorfaue, den heutigen Richardplatz, ausweichen mussten. So beschloss die Gemeinde von Deutsch-Rixdorf, sich eine neue, größere Kirche zu bauen. Als im Jahre 1877 endlich ausreichende Mittel für den Kirchbau vorhanden waren, beauftragte die Gemeinde den Architekten Bohl aus Teltow, der später in Danzig wirkte, mit dem Bau einer neuen Kirche an einer der großen Ausfallstraßen in die Mark Brandenburg.
Hier an der Bergstraße, der heutigen Karl-Marx-Straße, hatte sich ein großer Friedhof befunden, der nach der Errichtung neuer Friedhöfe nicht mehr benötigt wurde. Weiterhin als Friedhof genutzt wurden nur die beiden Grundstücke Böhmischer Gottesacker und der heutige Magdalenen-Kirchhof auf beiden Seiten der Kirchgasse. Am 12. Juli 1877 fand die Grundsteinlegung statt und innerhalb von nicht einmal zwei Jahren war die neue Kirche fertig.
Am Dienstag, dem 25. März 1879, wurde die Magdalenenkirche mit einem feierlichen Kirchweihgottesdienst eröffnet und ihrer Bestimmung übergeben. Der Kreisbaumeister Bohl übergab am Portal den Schlüssel Generalsuperintendent Dr. Brückner. Der Rixdorfer Pfarrer Jonas, nach dem später auch die Straße gegenüber der Kirche benannt wurde, öffnete sie. Unter den Klängen von "Unsern Eingang segne Gott" zog die Gemeinde für den ersten Gottesdienst in ihr neues Gotteshaus ein.
Die Kirche als sichtbares Zentrum der christlichen Gemeinde gibt Zeugnis von der sich ständig wandelnden Geschichte und dem Lebensgefühl der Menschen zu verschiedenen Zeiten. Obwohl unsere Kirche 1984-86 weitgehend nach dem Stand von 1879 wiederhergestellt wurde, können bei aufmerksamer Betrachtung doch die einzelnen Epochen wiedererkannt werden.
Viele Gottesdienste wurden seit der Eröffnung in der Magdalenenkirche gefeiert. Sie war die "Hauptkirche" von Rixdorf, dem heutigen Altstadtbereich Neuköllns. 1892 wurde das alte Pfarrhaus gebaut und 1958 kam ein modernes Gemeindehaus dazu, das den Bedürfnissen einer Großstadtgemeinde entsprechen sollte. Die unterschiedlichen Vereine und Arbeitsbereiche kamen hier unter: Arbeit mit Kindern und Jugendarbeit sowie Angebote für Erwachsene und ältere Menschen.
Anfang der 1960er Jahre wurde an die Kirche eine Kapelle angebaut, in der sich heute noch jeden Freitag um 17:00 Uhr Menschen zur Wochenschlussandacht versammeln. Das 2020 restaurierte Monumentalgemälde "Der Verkauf des Joseph" von dem jüdischen Maler und Graphiker Erich Wolfsfeld (1884 - 1956) bildet das Herzstück der Kapelle.
Mit ihrem basilikalen Stil steht die Kirche in der auslaufenden Tradition der Baumeister Schinkel, Stüler und Adler. Charakteristisch für jene Epoche sind die äußere Ziegelwand und die Holzverarbeitung im Inneren (Dachkonstruktion des Kirchenschiffs und Empore). Die Farbgebung lehnte sich ebenfalls an klassizistische Vorbilder an.
Der mit roten Ziegeln verblendete Mauerwerksbau wurde in Ost-West-Richtung angelegt. Die Fassade ist durch Lisenen, Gurtgesimse und Rundbogenfriese gegliedert. Die Eingangsseite an der damaligen Bergstraße erhielt einen hohen Turm, dessen oktogonaler Helm von vier kleineren Ecktürmchen flankiert ist. Das oberste Turmgeschoss ist in je zwei übergiebelten Arkaden geöffnet. Der Chor wurde mit 5/8-Schluss ausgebildet.
Das älteste Zeugnis in der Kirche ist das Kruzifix auf dem Altar aus dem 16./17. Jahrhundert von einem unbekannten Rixdorfer Schnitzer, das bis 1879 in der alten Dorfkirche stand.
Die heutige ockerfarbene Ausmahlung des Kirchenschiffs entspricht der ursprünglichen Farbgebung von 1879. Die hellen, warmen und freundlichen Farben und die bäuerlich-verspielten Ornamente schienen dem Lebensgefühl der ständig wachsenden Gemeinde zu Rixdorf zu entsprechen.
Das Lutherbild neben dem Eingang wurde 1883 von Ernst-Moritz Geyger gemalt. Das Gemälde "Der auferstandene Christus begegnet der Maria Magdalena" stammt von dem Maler Müller-Münster aus Steglitz.
1910 wurde die Kirche umgebaut, mit neuer Heizung und elektrischer Beleuchtung versehen. Die dunkle Eichenholz-Imitation von 1910 mit mehrfarbigen Schmuckelementen konnte in der Mitte der Dachkonstruktion und am rechten Pfeiler freigelegt bzw. rekonstruiert werden.
1928 ersetzte ein neues Stahlgeläut die 1917 abgelieferten Glocken.
Die nächste Veränderung fand zum 50. Jubiläum im Jahre 1929 statt. Die Brüstungsfelder der Empore erhielten eine eher dunkle Bemalung, die seitlich an dem Balkon der Orgelempore freigelegt wurde. Die Kapitelle und Schnitzereien wurden vergoldet, der Altarraum und die Seitenwände erhielten ein olivgrünes Paneel. Im Altarraum entstand ein Schriftzug, der in Beziehung zum Abendmahl stand. Davon sind die Worte "Mein Fleisch ist die rechte Speise" im linken Teil des Altarraumes inzwischen wieder zu lesen.
Die Jahre des zweiten Weltkrieges hat unsere Kirche unbeschadet überstanden. Lediglich die Kirchenfenster waren zerstört. An die Kriege erinnert unser Taufstein. Dieser wurde aus einem Teil eines Kapitells der kriegszerstörten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gearbeitet.
Zum 80. Jubiläum im Jahre 1959 erhielt das Kircheninnere - dem Geschmack jener Zeit entsprechend - einen nüchternen, kalt wirkenden, blaugrauen Anstrich. Einzelne kleine Farbschnitte an Kanzel und Orgel geben als Demonstrationsfelder davon Zeugnis. Am 8. November 1959 wurde die Kirche erneut der Gemeinde übergeben, die erst am 1. April 1948 selbständig geworden war. Vorher hatte sie zur Stadtkirchengemeinde Neukölln gehört.
In den 1970er Jahren schließlich musste der Fußboden erneuert werden. Die Gemeinde entschied sich für blaues Linoleum sowie eine Bestuhlung an Stelle der alten Kirchenbänke, um den Kirchenraum vielfältiger nutzen zu können.
Eine große Spendenfreudigkeit unserer Gemeindeglieder, finanzielle Hilfe des Kirchenkreises Neukölln und schwesterlich verbundener Gemeinden sowie der Landeskonservator haben schließlich die in den Jahren 1984 bis 1986 vorgenommene Restaurierung unserer Kirche weitgehend nach dem rekonstruierbaren Befund von 1879 ermöglicht. Der Altar sowie die Kronleuchter aus früher Zeit wurden durch moderne Varianten ersetzt.
In einer umfangreichen weiteren Restaurierung wurde in den letzten Jahren auch die Orgel auf den ursprünglichen Zustand von 1879 (Dinse) oder 1909 (Sauer) zurückgeführt und Ende 2012 wieder eingeweiht.
Hier finden Sie die Magdalenenkirche:
Karl-Marx-Straße 201, 12055 Berlin